Industriemorphose (2004 - 2005)
Anfang der 90er Jahre wurde das CeCe-Graphitwerk in Zürich-Affoltern geschlossen, und das fast 40'000 m2 grosse Gelände wurde zum Tummelplatz und Rückzugsgebiet allerlei Gestalten. Die Industriebrache wurde zur international bekannten ‚Hall of Fame’ für Sprayer, aber auch zur Drogenstätte und zeitweise zum Revier von Gangs. Die Gebäude hielten dem Treiben und dem Zahn der Zeit nicht stand: Mauern und Dächer stürzten ein, Pflanzen und Pilze eroberten den lange zuvor verlorenen Platz zurück und kämpften sich durch zentimeterdicke Graphitschichten. In und um die Ruinen türmte sich der Abfall, rostende Farbbüchsen und Schrott aller Art. Was passiert mit einer Serie von Häuser, die - zwar nicht offiziell zugänglich aber doch unkontrolliert - fast 15 Jahre sich selber überlassen werden und dies an der Stadtgrenze von Zürich? Die Antwort liegt in den Bildern, die Silvio Maraini während dem letzten Jahr des Bestehens der CeCe-Fabrikhallen geschaffen hat.
Die Bilder sind nicht arrangiert oder inszeniert, trotzdem bekommen einige Aufnahmen eine fast unheimlich anmutende Doppelsinnigkeit. Die teuflische Fratze warnt grimmig vor den bereitliegenden Giftspritzen. Mit einem Aufschrei bäumt sich das versteinerte Gesicht vor der drohenden Zerstörung durch den um sich schlagenden Bagger ein letztes Mal auf. Die Aufnahmen sind Zeugen der schier unglaublichen Kreativität, die neben der Destruktivität in diesen Hallen geherrscht hat.
Sowohl der Kreativität wie auch der Destruktivität ist Einhalt geboten worden - die Fabrikhallen wurden 2005 abgerissen.